Legitime Adoptionen – das Schlupfloch, das keines ist
Adoptionen sind kein „Schlupfloch“, wie immer wieder behauptet und unüberlegt nachgesprochen wird. Adoption ist durch Gesetze geregelt und dafür gemacht, einer engen persönlichen Beziehung, die einem Kind-Eltern-Verhältnis auch zwischen Erwachsenen entspricht, eine rechtlich stabile Grundlage zu geben. Das Adoptionsrecht ist dazu da, in Anspruch genommen zu werden und nicht, damit einzelne sich etwas Unrechtes erschleichen können.
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Wäre eine rechtliche oder gesellschaftspolitische systematische Lücke entstanden, hätte der Gesetzgeber sie in 100 Jahren geschlossen. Ja, er hätte höhere Hürden für eine Adelsadoption errichten und die Namensträger durch eine Regelung von vornherein privilegieren können. Das ist aber nicht geschehen, weil die Revolution von 1918/1919 sich überhaupt nur gegen die Herrschaft des sog. Adels gerichtet hat. Eine neuerliche Privilegierung durch den Gesetzgeber des antimonarchistisch-demokratischen Souveräns wäre unsinnig.
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Damit entpuppt sich die Behauptung, eine Adelsadoption sei ein „Schlupfloch“ als Popanz der Verteidiger der alten Herrschaftskaste, die sich das Privilegienunwesen des 19. Jahrhunderts zurückerträumen und daß sie selber dazu gehören. Die fast immer bürgerlichen Verteidiger der lange verblichenen Dynastien geben sich immer wieder mit sachlich falschen Pressekommentaren Wichtigkeit. Ohne Historiker oder Rechtshistoriker zu sein, maßen sie sich die Autorität an, über rechtssystematische Fragen eines gesellschaftshistorischen Komplexes zu urteilen.
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Fußnote: Ein berüchtigter Vertreter dieser Spezies ist der Niederländer Bearn Bilker, der sich dadurch in seinem Land bekanntgemacht hat, daß er seine hilflosen Behauptungen öffentlich widerrufen mußte. Bis heute verursacht er Skandale und liefert diffamierende Behauptungen über ehrenwerte Persönlichkeiten an die Yellow Press. Diese zitiert ihn gern, weil sie in der Not ist, täglich, um jeden Preis, Empörung zu erzeugen, damit die Leute ihre Erzeugnisse kaufen. Dabei empfiehlt sich Bearn Bilker, der offensichtlich nichts Richtiges gelernt hat, als Richter über Fragen des heutigen deutschen Adels, der sowenig existiert wie Harry Potter, für den es ebenfalls Fachleute und Experten gibt. Als „Experte“ spricht er sich selbst den Adel von Kenntnis und Wissenschaft zu, offensichtlich weil auch er mit seiner Mittelmäßigkeit nicht zurechtkommt und um jeden Preis der Illusion hinterherläuft, irgendwie bedeutend zu sein. Das Karrussel der Eitelkeiten dreht sich.
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Das Bedürfnis der demokratischen Gesellschaft ist die Einheitlichkeit der staatsbürgerlichen Existenz. Ihre Wirkung ist der Konformismus: Alle sollen nicht nur gleich sein, sondern sind es auch: Die Adoption ist die rechtliche Gleichstellung des an Kindes Statt Angenommenen mit den eigenen Kindern der Adoptivfamilie. Ein adoptiertes Kind ist kein „nicht wirklich richtiges“ Familienmitglied, sondern so wirkliches Kind, daß sogar seine Geburtsurkunde geändert wird.
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Als Vater und/oder Mutter erscheint der adoptierende Hohenzollernprinz und die adoptierende Hohenzollernprinzessin. Es gibt keine „andere“ rechtlich verbindliche Geburtsurkunde. Bitte bedenken Sie, was dies bedeutet. Der adoptierte Sohn oder die adoptierte Tochter hat nur diese eine Geburtsurkunde. Sie ist das staatliche Rechtsdokument, das auf Wunsch der Adoptiveltern seine Geburt und seine Herkunft nachträglich verbindlich und rechtsgültig feststellt. Die adoptierte Person hat nicht zwei Namen, auch wenn sie früher anders hieß. Sie hat keinen anderen, keinen geheimen „eigentlichen“ Namen, der zu entdecken wäre.
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Wenn eine Frau Meier einen Herrn Müller adoptiert, käme niemand auf den süffisanten Hinweis, daß er aber als Heiner Müller geboren wurde. Im Fall der Adelsoption wird dies jedoch als Entdeckung der Wahrheit vermarktet und damit einer fiktiven Dynastie schon wieder der Hof gemacht. Ist dies von den Journalisten, die Bloßstellung der adoptierten Person betreiben, und von den Lesern dieser Berichte beabsichtigt? Ist uns dies egal, weil uns die demokratische Staatsverfassung anödet, die uns als Geschenk in den Schoß gefallen ist und deren Wert in unserem Wohlstand dann wohl gleichgültig geworden ist? Haben wir die Opfer der Revolution vergessen, die für unsere parlamentarische Demokratie auf den Barrikaden erschossen wurden, vergessen?
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Halten wir fest: Die adoptierte Person ist den biologischen Kindern der adoptierenden Familie gleichgestellt – es gibt rechtlich keinen Unterschied zwischen ihnen. Adoptierte Angehörige sind, anders als der Sigmaringer Namensträger Karl Friedrich die Welt glauben machen will, vollberechtigte und vollwertige Familienmitglieder, die Respekt verdienen, solange sie sich nichts zu schulden kommen lassen. Daß jemand kein „richtiges“ Familienmitglied sei, ist ein anderer unsinniger, ja tölpelhafter Popanz, den die Zeitungen freilich immer wieder neu dem Publikum auftischen. Dabei scheint sich das Blatt allmählich zu wenden, und manche Journalisten überdenken ihre eigene Rolle in diesem Spiel, denn die Idee des edelgeborenen (!) „Adels“ funktioniert nur, solange die Medien ihn als solchen mit den bürgerlichen adoptierten Personen kontrastieren.
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Wer dennoch an seiner Zustimmung zur Adelsdynastie festhalten will und abschätzig über eine adoptierte Person denkt, sollte vielleicht noch das Folgende in Erwägung ziehen. Bislang wurde kein Prinz und keine Prinzessin zur Adoption seines Adoptivkindes gezwungen. Die Unterschrift wurde und wird aus eigener freier Entscheidung getroffen. Wenn die Prinzessin von Anhalt sich dafür entschieden hat, was schauen wir schräg auf den an Kindes Statt angenommenen Sohn? Sollten wir, wenn wir uns denn zu Hofschranzen machen wollen, nicht schräg auf die Prinzessin schauen, die vielleicht einfach das ganze überlebte Titelgetöse und ihren Hauschef satt hat, der sie ein Leben lang herumterrorisiert und nicht genügend unterstützt hat?

Seine Durchlaucht Dr. Donatus Prinz von Hohenzollern präsentiert das in der Familie bewahrte Porträtphoto des Gründers der Emden-Linie, des Konteradmirals Franz Joseph Prinz von Hohenzollern von etwa 1925
(Originalphotographie in der Hohenzollern-Sammlung in London)
So wie das deutsche Erbrecht auch dazu dient, die Bildung großer Vermögen zu verhindern, dient das deutsche Namensrecht auch dazu, historische, rechtlich annullierte Titel einer Familie, die womöglich seit Jahrhunderten nichts Besonderes mehr geleistet hat, gesellschaftlich einzuebnen. Durch horizontale Verbreitung wird das elititische Titelgeklingel ohne eigene Leistung dann auch vor aller Augen unglaubwürdig. Die Ostentation und das Pochen auf das „richtige Blut“ erscheint am Ende einfach nur als das, was es ist: lächerlich.
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Wer für die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik einsteht, kann auch getrost in die scheintitulierten Familien einheiraten oder durch Heiratsperpetuierung zum weiterverschwägerten Familienmitglied werden. Das Namensrecht vollzieht die konformistische Modernisierung der Gesellschaft. So hat Angelika Stölzle zuerst ihren Alexander Prinz von Hohenzollern-Emden geheiratet. Dann hat Angelika Prinzessin von Hohenzollern-Emden nach der Scheidung von Alexander ihren Harald geehelicht, der nun ihren Namen angenommen hat und dadurch, weil es kein Adelsrecht, sondern nur das Namensrecht gibt – vollgültiger Prinz von Hohenzollern geworden ist.
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Eine Scheidung später hat Prinz Harald endlich seine Josefa geheiratet und vor seinem kürzlichen Tod seinen Namen auf seine schwangre Frau übertragen. Ihr Kind Leopold wird so wie sie zur Linie der Prinzen von Hohenzollern-Emden gehören, nicht nur namensrechtlich, sondern auch durch Anerkennung des Familienverbandes der Prinzen und Prinzessinnen von Hohenzollern-Emden. Während es in Sigmaringen von den Zinnen trompetet, daß Josefa „keine richtige Prinzessin“ sei, anerkennen wir sie, ihre Geschichte und persönliche Leistung an. Sie ist eine willkommene Bereicherung des ehemaligen Fürstenhauses Hohenzollern.
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Wer sich über Adelsadoptionen oder Namensperpetuierung durch Heirat – die ebenfalls vom Gesetzgeber gewollt und damit nicht nur legal, sondern auch legitim ist – erregt oder amüsiert oder darüber verächtlich denkt, verteidigt, wie gesagt, im Grunde die Position des dynastischen Adels, der kein Museum ist, sondern, wie wir ja nun wissen, jederzeit wieder die Herrschaft übernehmen und uns ihre Palast-Steuern und andere mißbräuchlichen Lasten auferlegen würde. Die Geschichte, auf die sich „Fürst“ Karl Friedrich mit seinem Titel beruft, hat die besten Gründe zu bieten, den modernen, gleichmachenden Zeitgeist an ihm zu vollstrecken und ihm Hilfe zur Modernisierung zu leisten. Dazu steht der Familienverband der Prinzen und Prinzessinnen von Hohenzollern-Emden bereit.
Bei alldem wird vergesssen, daß es nicht auf die Wahl der Form ankommt, sondern darauf, wozu man sie nutzt und was man aus ihr macht. Es kommt nicht auf die Tatsache der Adoption an, sondern auf ihre Umstände und darauf, ob sie gelebt wird.
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Ende der neunziger Jahre war Prinzessin Katharina von Hohenzollern-Emden tief deprimiert, weil ihr Sohn Alexander sie öffentlich verunglimpft und für viele Jahre den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte. Sie sagte damals: „Ich habe meinen Sohn verloren.“
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Ich selbst wuchs in einer Familie auf, die wirtschaftlich privilegiert, aber emotional eiskalt gewesen ist, eine Störung der sozialen Intelligenz, die bis heute sichtbar ist. Deshalb suchte ich als Jugendlicher und im Grunde mein Leben lang nach einer richtigen Familie. Durch einen Zufall, nämlich durch den Kontakt meiner damaligen, umtriebigen Putzfrau, die mich nach historisch interessanten Familliennamen gefragt hatte, habe ich meine spätere Adoptivmutter kennengelernt.
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Vor einem Vierteljahrhundert haben wir uns dann zusammengetan und die Bindung in aller Stille über die Jahrzehnte gelebt. Ich habe sie in schwierigen Zeiten monatlich unterstützt und tue dies noch heute. Und ja, ich habe meiner Adoptivmutter nicht mit Brotkrumen abgespeist, sondern ihr einen anderen Lebensstil ermöglicht. „Fürst“ Karl Friedrich schmiedet daraus den Vorwurf, seine Tante habe sich korrumpieren lassen. Aber, Hand aufs Herz, die Wirklichkeit ist nicht schwarz-weiß und die Menschen nicht blind für ihre Vorteile. Das war Katharina sowenig wie alle Ehefrauen, die einen vermögenden Mann heiraten und für den Rest ihres Lebens ihm treu sind.
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Natürlich habe auch ich den Vorteil eines starken Namens gesehen. Es wäre unnötig geschwindelt, dies zu leugnen. Aber ich hatte keinen Plan in der Tasche, ihn konkret zu meinem Vorteil zu benutzen. Meine Unternehmen habe ich zwei Jahre Jahre lang unter meinem Schriftstellernamen Dr. v. Hänsel-Hohenhausen weitergeführt. Als Hohenzollernprinz bin ich auch nicht aufgetreten, als ich 2005 nach England emigrierte. Es ging gar nicht, weil im sozialen Verkehr der Vorname gilt und die durchschnittlich gebildeten Briten überhaupt nichts mit „Hohenzollern“ anfangen können. Ja, sie können den Namen nicht einmal aussprechen. Der Bankangestellte redete mich zu meiner Verblüffung als „Mr Prinz“ an und fragte mich schelmisch, ob ich etwa mit dem Popsänger Prince verwandt wäre. Ich sagte schmunzelnd: „Nein, leider nicht, denn dann wäre ich ja berühmt.“
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Relevant wurde der Titel erst in der Repräsentation der Londoner Kulturinstitutionen. Dort habe ich ihn aktiv eingesetzt und tue es noch, wenn ich Konzerte eröffne oder zur Gala der Demenzhilfe einlade usw. Nur durch diese Engagements kam es zu einer gewissen, beschränkten Publicity, die ich in den zwanzig Jahren davor nicht gesucht habe, weil ich immer in der Stille und für meine Studien gelebt habe.
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Eine andere Ausnahme waren die Reisen mit meiner Frau Viola. Dort kam der Titel zum Tragen, denn das ging ja auch gar nicht anders. Ein Höhepunkt in Indien war die Ausrichtung eines Poloturniers für Viola durch den Maharaja von Rajasthan.


Die Familiengeschichte wird von Mitgliedern der Emdenlinie fortgeschrieben

Meine Viola und ich waren glücklich verheiratet. Wir haben sieben Jahre lang die Welt bereist und waren auf internationalem Parkett willkommene, auf Grund unserer Lebensleistungen und -erfahrung unterhaltsame Gäste. Wir wären heute noch verheiratet, hätte nicht der Tod sie 2012 von mir fortgerissen. Das Ende war tragisch, und ich mußte die Trauerrede auf meine Frau halten. Sie wird von der British Library verwahrt und wurde später gedruckt.
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https://www.amazon.de/-/en/Wer-war-Viola-Prinzessin-Hohenzollern/
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Es war schön, daß Karl Friedrich zur Trauerfeier einen Delegaten entboten hat. Das habe ich nicht vergessen und war um so überraschter über den jetzt (2025) von ihm verursachten Presseskandal, indem ich aus heiterem Himmel als „Betrüger“ plakatiert wurde, den er angeblich gerade erst entdeckt habe.
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So war ich mein ganzes Leben lang von dem Wunsch beseelt, eine Familie zu haben. Unter diesem Blickinkel wird auch verständlich, warum ich nach dem Tod von Viola auf das in vielen Ländern belegene, im Hundertemillionen-Bereich befindliche Vermögen zu Gunsten meiner Stieftochter verzichtet habe, die sich als New Yorker Topmodel nach ihrer Karriere als Covergirl der „Vogue“ und “Harper’s Bazaar“ gerade zur Ruhe gesetzt hatte. In Schottland waren es verhältnismäßig bescheidene 2,5 Millionen Euro. Weil dort die Erbschaftsteuerregister öffentlich sind, hat der Herald of Scotland über meinen Verzicht berichtet.
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https://www.heraldscotland.com
Als angeblicher „Betrüger“, der seinen Vorteil sucht, indem er andere schädigt, und der gleichzeitig die ihm zustehenden Millionen herschenkt, wäre ich sicher keine ideale Besetzung.
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Ich habe meine Geschichte erzählt, um zu zeigen, daß eine Adoption nicht automatisch ein billiges Geschäft ist, das der Familie schadet. Es gibt das derzeit neue seriöse und ehrenwerte Modell einer Adelsadoption, in der die Familie nicht dem Adoptierten Ehre antut, sondern umgekehrt. Aber wichtiger als all dies ist doch, daß es eine Möglichkeit für zwei Menschen gibt – die beide deshalb nicht blind für ihren Vorteil sein müssen – sich zusammenzuschließen und sich gegenseitig helfend durchs Leben zu begleiten.
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Der große Weise Goethe widmete sich bekanntlich den „Wahlverwandtschaften“ und damit auch der Exzellenz Einzelner, die die Gesellschaft nach vorne bringen. Diese werden freilich öffentlich beleidigt und diffamiert, wenn sie dabei umständehalber dem in seiner Haut unwohlen deutschen Geburtsadel mit ihrem persönlichen Adel der Leistung den Spiegel vorhalten.
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Es ist eins der Ziele der Öffentlichkeitsarbeit des Familienverbandes der Hohenzollernprinzen der Linie Emden, die Öffentlichkeit zu informieren und die Journalisten in den Stand zu setzen, Angriffe des früheren Adels auf adoptierte Familienmitglieder künftig differenziert einzuschätzen und sich nicht mit Klischees, die sich im einzelnen Fall als falsch erweisen, vor dessen Karren spannen zu lassen.