Historische Notiz zum Gesamthaus der Prinzen von Hohenzollern
Unter Fürst Wilhelm (1864-1927) verlor die Familie ihren Fürstenrang an die demokratische Revolution und die neue freiheitlich-bürgerliche Staatsverfassung. Der die Herrschaft über ein Fürstentum vergegenwärtigende Fürstentitel ist seither wie alle monarchischen Titel abgeschafft und hat keine Berechtigung mehr. Seit 1919 sind alle Mitglieder des Gesamthauses gleichgestellte Personen, als Namensträger einander gleichrangige Prinzen und Prinzessinnen. Es gibt keine Mitglieder zweiter Klasse, schon gar kein „Oberhaupt“ und kein Familienmitglied, das für alle sprechen kann, ohne dazu von diesen autorisiert zu sein.​
"Tante Gitta", die Großtante Franz Josephs, Principessa Maria von Bourbon-Sizilien, 1916, am 10. Hochzeitstag, mit Hans Prinz von Sachsen
(Photographie in der Hohenzollern-Sammlung in London)

Der derzeitige „Fürst“ Karl Friedrich beansprucht, Oberhaupt der Gesamtfamilie zu sein, weil er seine Miterben ausgezahlt hat und für sein mittelständische heterogene Unternehmensgruppe verantwortlich ist. Sein erwachsener Sohn hat es abgelehnt, die Nachfolge anzutreten und sich als „Fürst“ auszugeben. Das Vermögen Karl Friedrichs wurde in zwei Stiftungen eingebracht.
Franz Joseph Prinz von Hohenzollern-Emden
(Photographie in der Hohenzollern-Sammlung in London)

Franz Joseph Prinz von Hohenzollern (1891-1964), der Sohn des letzten Fürsten und seiner Frau, Maria-Theresia Prinzessin von Neapel und beider Sizilien, war der Neffe der letzten Königin von Portugal Auguste Viktoria (1890-1966) und eng mit dem rumänischen Königshaus verwandt. Er heiratete eine Tochter des letzten Königs von Sachsen Friedrich August III. und bekam vier Kinder.
Im Ersten Weltkrieg diente er auf Seiner Kaiserlichen Majestät Kriegsschiff Emden, dem Kleinen Kreuzer, der in den Schlachten auf See überaus erfolgreich war und zur Legende geworden ist. Franz Joseph, der als Held gefeiert wurde, war Korvettenkapitän und Konteradmiral der rumänischen Marine.
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Prinz Donatus präsentiert das Schiffstagebuch seines Stiefgroßvaters Franz Joseph
In Deutsch, Englisch, Spanisch und anderen Sprachen sind Bücher über die „Emden“ veröffentlicht worden. Das Schicksal von Schiff und Besatzung wurde auch verfilmt (klick hier)
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Kaiser Wilhelm II. verlieh allen überlebenden Besatzungsmitgliedern das Recht, ihrem Nachnamen den Namen des Kriegsschiffs anzuhängen. Dieser Immediatbefehl konnte nicht mehr in geltendes Namensrecht umgesetzt werden, weil der Kaiser abdanken mußte und der Adel zu extieren aufgehört hatte. Erst 1933 vollzog Adolf Hitler den Befehl. So gibt es heute Familien wie Müller-Emden, die als Nachkommen der Besatzung des legendären Kriegsschiffs in Vereinen organisiert sind.
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Franz Joseph Prinz von Hohenzollern wurde damit zum Begründer der Linie Hohenzollern-Emden. Alle seine Nachkommen tragen das Kriegsschiff Emden im Namen. Später wurde er allerdings Mitglied der SS. Nachdem er wegen mangelnder Treue ausgeschlossen worden war, bemühte er sich bei Heinrich Himmler um die Wiederaufnahme.
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Dieses unrühmliche Kapitel der Familiengeschichte verpflichtet die Hohenzollernprinzen um so mehr dazu, sich zum demokratischen Staat zu bekennen und ihn, auch wenn der monarchistisch denkende Sprecher des Sigmaringer Zweiges dies überflüssig oder sogar abwegig findet, zu verteidigen.

Eine Doppelseite aus Franz Josephs Schiffstagebuch vom 3. und 5. November 1913